Beispiele für Harmonie und Disharmonie
In der nächsten Grafik sehen wir eine Disharmonie zwischen zwei Schraffuren:
Die Schraffuren wirken weder gleich noch ungleich. Damit entsteht eine Unsicherheit, ob Gleichartigkeit oder Ungleichartigkeit vorliegt. Diese Unsicherheit empfinden wir als Disharmonie. Die nächste Grafik hat "gegensätzliche" Schraffuren:
Die Schraffuren wirken harmonisch. Wir erkennen auf Anhieb eine verschiedenartige Anordnung. Diese Sicherheit gibt uns ein Gefühl von Ordnung und damit von Harmonie. In der nächsten Grafik ist ein gleichmäßiges Veränderungsprinzip erkennbar:
Wie auch bei den Linien bringt das gleichmäßige Veränderungsprinzip eine harmonische Verteilung hervor. In der nächsten Grafk wird die erste disharmonische Schraffur wiederholt, und auch hier entsteht Harmonie, weil leicht erkannt werden kann, dass es sich um eine Wiederholung von Gleichem handelt:
Zusammenfassend läßt sich also feststellen, dass eine Disharmonie durch dreierlei Maßnahmen aufgelöst werden kann:
- durch Gegenüberstellung eines "Gegensatzes" (Schaffung von Verschiedenartigem)
- durch Schaffung eines gleichmäßigen Veränderungsprinzips
- durch Wiederholung (Schaffung von Gleichartigem)
Die Maßnahmen bewirken, dass bei der Lösung der Klassifikationsaufgabe keine Schwierigkeiten aufkommen und die Komposition als ordentlich und damit als harmonisch empfunden wird.
Diese Regeln gelten nicht nur für Flächen oder Formen, sondern auch für Farben: Die Gegenüberstellung eines Gegensatzes ist nichts anderes als der Harmoniekontrast; die Schaffung eines gleichmäßigen Veränderungsprinzips ist nichts anderes als eine Farbreihe. Die Wiederholung einer disharmonischen Form empfinden wir genauso harmonisch wie die Wiederholung einer disharmonischen Farbkomposition.
Die Klassifikation in Gleichartigkeit bzw. Verschiedenartigkeit wird auch durch Assoziationen und persönliche Erlebnisse beeinflußt. D.h. dass das Vorliegen einer Disharmonie oder einer Harmonie auch vom Betrachter abhängig ist. Dieser Einfluß von Assoziationen und individuellen Erfahrungen jedes Einzelnen ist kaum abschätzbar. Deshalb ist es nicht möglich, exakte und hundertprozentig korrekte Regeln zur harmonischen Komposition zu definieren. Daher müssen alle Regeln der Harmonielehre eher als Prognosen aufgefasst werden, denn als Regeln, und es muss immer auch ein gewisser Raum für Toleranzen in diesen Prognosen freigehalten werden.
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