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Das Schöne und das Hässliche
Warum wirkt eine Ratte eher hässlich und unsympathisch auf uns, ein Kaninchen oder ein Wellensittich eher schön und angenehm? Die Psychologen sprechen hier vom Kindchenschema, das uns beeinflusst: Die Ratte hat kleine Augen und einen im Verhältnis zum Körper kleinen Kopf, der noch dazu spitz zuläuft. Dies entspricht nicht dem Kindchenschema.
Das Kaninchen hingegen hat große Augen und einen großen, runden Kopf. Dies entspricht dem Kindchenschema. Unsere Instinkte und Triebe sind es, die über schön oder Hässlich entscheiden. Wir assoziieren das Kaninchen mit einem kleinen Kind, das ebenfalls große Augen hat und einen großen Kopf.
Kakerlaken wirken überaus abstoßend auf uns, ebenso der Geruch von Exkrementen. Unser von der Evolution geprägter und durch die Gesellschaft gefärbter Instinkt sagt uns: Hier droht Krankheit und Gefahr, hier ist es nicht gesund für uns.
Unser Urteil über Schön und Hässlich wird von unserem Gefühlsleben gefällt, von unseren Instinkten und Trieben. An sich ist an einer Kakerlake nichts unästhetisches zu finden, wissenschaftlich betrachtet finden wir sie sogar interessant - was auch auf anderes Ungeziefer zutreffen würde. Wissenschaftlich betrachtet heißt hier: gefühllos betrachtet, unpersönlich und objektiv betrachtet. Denn ohne das wissenschaftliche Interesse schaut allein unser Gefühl hin: und dieses findet die Kakerlake unästhetisch und extrem Hässlich, so sehr, dass manche regelrecht zurückschrecken. Die Spinnenphobie mancher Menschen gibt uns einen Eindruck davon, welche Intensität und Gewalt diese Empfindung haben kann.
"Der ästhetische Zustand ist eine Mischung der zarten Nuancen von animalischen Wohlgefühlen und Begierden" schrieb Friedrich Nietzsche, der als einer der größten Menschenkenner unter den Philosophen gilt. Das Schöne und das Hässliche durchläuft den gleichen Klassifizierungsprozess wie auch das Harmonische und Disharmonische. Doch während das Harmonische höchstens Wohlgefallen in uns auszulösen imstande ist, kann das Schöne mehr: es erweckt Assoziationen, es spricht unsere Gefühle an und unsere Triebe und Instinkte. Das Schöne als auch das Hässliche ist imstande, uns zu aktivieren.
Wir werden aktiv im wahrsten Sinne des Wortes: Unsere Aufmerksamkeit steigert sich, Neugier kann entstehen oder Vorsicht, Angst, Freude, Erregung, Glücksgefühle, Zuneigung, Abneigung, u.s.w. Was Wunder, wenn unsere Marketingexperten dies nicht schon längst erkannt und ausgenutzt hätten! Davon auf der nächsten Seite mehr.
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